FORSCHUNGSORT ZOO WISSENSCHAFTLICHE STUDIEN IM ZOO ALS GRUNDLAGE FÜR DEN ER- HALT DER BIODIVERSITÄT Neben Erholung, Bildung und Arten- schutz ist die Forschung eine der vier wichtigsten Aufgaben wissenschaft- lich geführter Zoos. Allein im vergan- genen Jahr nahm der Erlebnis-Zoo an 31 Forschungsprojekten teil: Deutsche und internationale Institute aus Bel- gien, Dänemark, Frankreich, Großbri- tannien, Österreich sowie der Schweiz stellten die Zootiere in den Fokus ihrer Studien. Denn Zoos ermögli- chen Forschung, die in der Wildbahn unmöglich wäre – die gewonnenen Haar-, Kot-, Urin- oder Blutproben zu kommen“, erklärt Forschungsreferen- tin Kathrin Röper. Die Biologin betreut im Erlebnis-Zoo sämtliche wissen- schaftliche Arbeiten und fördert die Vernetzung des Zoos mit Forschungs- einrichtungen. „Die Forschung unter den kontrollierten Bedingungen hier im Zoo hilft auch den Tieren in der Wildbahn und ist von großer Bedeu- tung für den Tier-, Natur- und Arten- schutz.“ Gerade erst haben die Pinselohr- schweine aus Hannover mit Haar- proben dazu beigetragen, ein Mittel gegen die Afrikanische Schweinepest (ASP) zu finden. „Die ASP verbreitet sich rasant auf der ganzen Welt, einige Schweinearten, wie die ohnehin schon bedrohten Bart- und Pustelschwei- ne in Asien, sind dadurch akut vom Aussterben bedroht“, erklärt Kathrin Röper. Pinselohrschweine wiederum sind gegen die Krankheit immun. „Die ist breit. Es umfasst unter anderem die Themen Evolutionsbiologie, Tier- schutz, Verhalten, Fortpflanzung, Er- nährung und Tiergesundheit. Weltweit halten die Zoos etwa 10.000 Tierarten – das Potenzial für die Forschung wird von vielen Zoos und wissenschaftli- chen Instituten zunehmend genutzt. In Deutschland werden jährlich rund 200 wissenschaftliche Studien mit- hilfe der hiesigen Zoos realisiert und die Erkenntnisse anschließend veröf- fentlicht. Für eine Studie der AG Zootierbiologie der Goethe-Universität Frankfurt wur- den Kotproben besonderer tierischer Nahrungsspezialisten aus dem Zoo benötigt: „Die Studie beschäftigt sich mit dem Mikrobiom, also der Gesamt- heit der Mikroorganismen, die auf, be- ziehungsweise in einem Organismus leben“, erklärt Kathrin Röper. Das Tierpflege-Team von Yukon Bay hatte die Kotproben der Karibus, die sich ins- besondere von Flechten ernähren, und Geduldig: Studentin Emily Gorsuch erforscht das Kommunikationsverhalten der Timberwölfe Erkenntnisse sind Grundlage zielfüh- render Maßnahmen für den Erhalt der biologischen Vielfalt! „In Zoos haben wir große Vorteile bei der Grundlagenforschung an Wild- tieren: Wir kennen unsere Tiere, ihr Alter, ihren Gesundheitsstatus, die Verwandtschaftsverhältnisse – und die Tiere kennen uns, das macht es deutlich einfacher, zum Beispiel an Tierpflegenden kraulen unsere Pinsel ohrschweine regelmä- ßig. Wenn dabei Haare mit Haar- wurzeln ausfallen, können wir sie als Proben an Forschende weitergeben.“ Zurzeit werden solche Proben von Wissenschaftlerinnen und Wissen- schaftlern an einem französischen Institut genetisch analysiert. Das Feld der möglichen Forschungen im Zusammenhang mit Zootieren den Eisbären schnell beisammen. Et- was länger dauerte es im Zoologicum: Ein Faultier setzt eben lediglich einmal die Woche Kot ab. „Aber nach einem Monat waren auch hier die benötig- ten Proben dann endlich beisammen“, schmunzelt die Forschungsreferentin. Viel Zeit musste auch Studentin Emily Gorsuch der Friedrich-Schiller-Univer- sität Jena mitbringen, die für ihre Mas- terarbeit das Kommunikationsverhal- 8 · JAMBO! · Frühjahr 2024